Gutes Benehmen ist ein wesentlicher Bestandteil harmonischer zwischenmenschlicher Beziehungen. Kampfsportarten wie Kendo und Judo legen größten Wert auf Etikette. Viele Eltern lassen ihre Kinder Kampfsportarten erlernen, um ihnen Etikette zu vermitteln, beispielsweise den Grundsatz, dass „alles mit Höflichkeit beginnt und endet“.
Hier erklären wir, warum Etikette in den Kampfkünsten wichtig ist.
Kampfsportarten dienen der Charakterbildung.

Kampfkünste entwickelten sich aus traditionellen japanischen Kampfkünsten und haben zum Ziel, den Charakter durch Training und Übung zu formen. Daher legen sie neben körperlichem Training und dem Erwerb von Fertigkeiten auch großen Wert auf Etikette und angemessene Umgangsformen. Mit anderen Worten: Durch das Erlernen von Kampfkünsten kann man sich auch die richtigen Umgangsformen aneignen.
Die Ursprünge der Kampfkünste
Das Wort „Budo“ wurde bereits vor der Edo-Zeit verwendet und bedeutete ursprünglich „Bushido“ oder „Lebensweise eines Samurai“. Erst in der zweiten Hälfte der Taishō-Zeit etablierte sich „Budo“ als Oberbegriff für Kendo, Judo und andere Disziplinen, wie wir ihn heute kennen. Vor der Meiji-Restauration wurde Kendo als Schwertkampf und Judo als Jujutsu bezeichnet; beide hatten ihre eigene Schule und wurden zusammenfassend als „Kampfkunst“ bezeichnet.
Als Nitobe Inazos „Bushido“ 1899 in englischer Sprache erschien, wurde es weltweit zum Bestseller und löste einen regelrechten Bushido-Boom aus. Dies war auch die Zeit des zunehmenden Militarismus nach Japans Sieg im Russisch-Japanischen Krieg, und Kampfkünste erfreuten sich als Wettkampfsportarten großer Beliebtheit.
Später gab es eine wachsende Bewegung, die Kampfkunst als Pflichtfach im Schulunterricht einführen wollte. Damals wurde die Moral des Bushido betont und als Ideal aufgenommen, wodurch die modernen Kampfkünste entstanden.
In den Kampfkünsten gibt es auch einen Aspekt, der Wert auf Haltung und Form legt.
Der ursprüngliche Zweck der Kampfkünste ist die Charakterbildung. Daher legen sie neben körperlichem Training und dem Erwerb wettkampforientierter Fähigkeiten auch Wert auf Manieren und Formen, ähnlich wie bei der Teezeremonie oder dem japanischen Tanz. Der in den Kampfkünsten häufig verwendete Spruch „Beginne und ende mit Höflichkeit“ drückt wahrhaftig eine Haltung gegenseitigen Respekts und Ehrfurcht aus.
Inmitten unseres geschäftigen Alltags werden Begrüßungen leicht übersehen, aber in den Kampfkünsten ist es wichtig, sich vor jedem Gegner mit einer Verbeugung zu verbeugen, bis zum Ende ruhig zu bleiben, egal wie der Kampf verläuft oder wie er ausgeht, und ihn mit einer Verbeugung zu beenden.
Warum ist Etikette in den Kampfkünsten wichtig?

Höflichkeit ist in Kampfsportarten unerlässlich, da Respekt vor dem Gegner die Selbstbeherrschung fördert. Kampfsportarten wie Kendo, Judo und Karate beinhalten den Kampf Mann gegen Mann. Unerfahrene Techniken und ein unreifer Geist können zu Verletzungen oder Problemen führen. Um dies zu vermeiden, ist Höflichkeit sowie die Kontrolle über Technik und Geist unerlässlich.
Respektiere deinen Gegner und vermeide Verletzungen.
In Sportarten wie Kendo ist der Schlag mit dem Bambusschwert an sich schon ein sehr kraftvoller Akt. Beim Schlagabtausch kann man versehentlich eine Stelle treffen, an der man nicht treffen sollte, oder das Ziel aufgrund mangelnder Übung verfehlen. Wird man an einer Stelle getroffen, an der keine Schutzausrüstung vorhanden ist, kann der Gegner verletzt werden. Selbst wenn dies nicht der Fall ist, gilt es als äußerst unhöflich, jemanden auf den Kopf zu schlagen.
Sich vor einem Spiel zu verbeugen, ermöglicht es einem, sich im Voraus für eine solche Unhöflichkeit zu entschuldigen, und indem man der Situation mit Demut begegnet, kann man sich beherrschen und Verletzungen und Probleme vermeiden.
Emotionen und den Kampfinstinkt kontrollieren
Höflichkeit ist zwar eine Formalität, doch die bewusste Einhaltung dieser Regeln ermöglicht es, die leicht zu verlierende Rationalität wiederzuerlangen. Ein Kampf ist schließlich ein Wettkampf, kein Kampf bis zum Tod. Doch je näher der Kampf seinem Höhepunkt kommt und je dynamischer die Bewegungen werden, desto schwieriger wird es, Emotionen und den Kampfinstinkt zu unterdrücken.
Im Kampfsport wird Höflichkeit im täglichen Training großgeschrieben, daher wird die Disziplin, sich zu Beginn und am Ende zu verbeugen, stets eingehalten. So behältst du, egal wie der Kampf verläuft, die Kontrolle über deine Emotionen und Kampfinstinkte.
Kampfsport-Etikette ist auch im Bildungsbereich notwendig.

Etikette beschränkt sich nicht auf Kampfsportarten, sondern ist auch im Alltag unerlässlich. Sie ist nicht nur in hierarchischen Beziehungen am Arbeitsplatz notwendig, sondern auch im Umgang mit älteren Menschen, Senioren, engen Freunden und Menschen, denen man nur einmal im Leben begegnet.
Den ersten Umgang mit gutem Benehmen lernen wir zu Hause, aber auch in Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen. Etikette beschränkt sich nicht auf Kampfsportarten; sie prägt eine Vielzahl zwischenmenschlicher Beziehungen.
Die altmodische Nächstenliebe pflegen
Höflichkeit ist eine wichtige Regel für harmonische zwischenmenschliche Beziehungen. Übertreibt man es jedoch, kann dies zu angespannten Beziehungen führen.
Das Wesen der Etikette besteht in der Rücksichtnahme auf andere, und zwar in der Rücksichtnahme und dem Respekt, anderen nicht das anzutun, was man selbst nicht angetan werden möchte, und anderen das anzutun, was man selbst gern erfahren würde.
Indem wir das wahre Wesen der Etikette erlernen, nicht nur die Formalitäten, können wir möglicherweise Probleme wie heimtückisches Mobbing verbessern.
Man kann ein Gefühl der Dankbarkeit empfinden.
Beim Betreten eines Kampfsporttrainings oder -wettkampfs verbeugt man sich, um seine Dankbarkeit für die Nutzung des Dojos oder der Wettkampffläche auszudrücken. Man zollt den Trainern und Fortgeschrittenen, die einen trainieren, sowie den Gegnern, die einem bei der Verbesserung helfen, Respekt, indem man „Onegaishimasu“ sagt. Nach dem Training verbeugt man sich erneut und sagt „Arigato gozaimashita“ (Danke).
Auch wenn es zunächst nur eine Formalität sein mag, prägt sich das Kampfsporttraining durch die Wiederholung tief in Geist und Körper ein. Dankbarkeit lässt einen erkennen, dass man nicht allein durch eigene Anstrengung lebt, sondern dass einem das Leben erhalten wird. In diesem Moment entwickelt man Demut. Und man vergisst nie die Rücksichtnahme auf andere und die Welt um einen herum.
Zusammenfassung
Kampfkünste sind traditionelle japanische Wettkampfsportarten, die ihren Ursprung im Bushido haben. Ihr Ziel ist nicht nur die Beherrschung von Techniken, sondern auch die Charakterbildung, und Etikette spielt dabei eine wesentliche Rolle. Etikette ist eine demütige Haltung, die Rücksichtnahme und Dankbarkeit einschließt. Obwohl Etikette in den Kampfkünsten ihren Platz hat, kann sie in verschiedensten Situationen erlernt und praktiziert werden.
Dieser Artikel wurde von KARUTA teilweise aus einem ursprünglich auf „Nihongo Biyori“ veröffentlichten Artikel neu bearbeitet.
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